Bücher im Verlag finis artis
Cramoisi pétard
Eine Erzählung vom Erwachsen-Werden einer jungen Frau in Frankreich im Jahr 1968, in dem melancholisch getönten Rahmen eines Rückblicks derselben, plötzlich alt gewordenen Frau, auf die Hoffnungen und die Wirklichkeit ihres Lebens. Der Text ist französisch.
Die Kapitel sind nach Farben oder Farbtönen benannt und entsprechend gestimmt. Die erzählte Geschichte der jungen Frau und ihrer Freunde und einige sie prägende Erfahrungen spielen im Jahre 1968; die große Geschichte und ihre Ereignisse sind nicht das Thema der Erzählung. Diese erscheinen im Hintergrund.
Leseprobe: BLANC
La petite bande fréquentait aussi les cinés. Un soir d’hiver très froid où l’on s’ennuyait ferme à la fac, ils décidèrent de se rendre au Quartier latin, dans un petit restaurant italien, cantine habituelle du groupe. Ses prix, l’accueil chaleureux de ses serveurs leur convenaient. Ils dinèrent rapidement, d’une pizza Regina et d’un gelato al limone pour Delphine. En consultant l’Officiel des spectacles, Paul proposa d’aller voir Pierrot le Fou de Godard, que projetait le studio des Ursulines, situé derrière le Luxembourg. Le petit ciné faisait salle comble ce soir-là. Quand ils sortirent, la neige était tombée et recouvrait comme rarement le bitume parisien. Étonnés et ravis, ils rentrèrent à pied. Delphine devait aller dormir chez Martine, qui venait d’emménager dans une chambre de bonne place Clichy. Ils esquissèrent quelques pas de danse en descendant le boulevard Saint-Michel. Les rares automobiles circulaient au ralenti, les bruits de la ville étaient étouffés. Martine et Delphine chantonnaient en sautant à cloche-pied la chanson d’Anna Karina « Qu’est-ce que j’peux faire, j’sais pas quoi faire, qu’est-ce que j’peux faire, j’sais pas quoi faire? » Paul, Gilles et Jacques leur jetaient des boules de neige qu’elles esquivaient en gloussant. De vrais gamins ! Après la traversée de l’île de la Cité, en arrivant place du Châtelet, parmi les spectateurs sortant du théâtre, ils rencontrèrent Philippe et s’exclamèrent d’une seule voix : « Comme c’est étrange, comme c’est bizarre, quelle coïncidence ! » Philippe répliqua « Je vous assure, mon cher cousin, que vous avez dit bizarre ! », et Paul conclut : « Moi, j’ai dit bizarre ? Comme c’est bizarre… » Après quelques mots, ils se séparèrent et Philippe repartit avec sa famille. Les autres garçons reconduisirent les filles jusqu’au nouveau domicile de Martine, puis Paul regagna le XVIIe, Jacques Levallois et Gilles Neuilly. Delphine et Martine montèrent les six étages de l’escalier de service pour atteindre la petite chambre mal chauffée. Heureusement, elles n’étaient pas très frileuses en ces temps-là, et l’indépendance avait son prix !
Les Chaussons / Die Puschen
Mi-Young Kim ist Koreanerin und lebt in Frankreich. Der Katalog entstand anläßlich ihrer deutschen Erstausstellung im Oktober / November 2005 in Nienburg. In der Reihe Die Puschen arbeitet Mi-Young Kim mit farbigen Tinten und Chinatusche. Sie zeigt ein klassisch künstlerisches Projekt eindeutig weiblichen Ursprungs. Die Gemälde wurden professionell reproduziert. Satz und Layout wurden von Mark Rozov besorgt. Der Katalog wurde in Hannover gedruckt.
Karate / Gasshuku Hannover 2005
Dieser Fotoband wurde anläßlich des Sommer-Trainingslagers 2005 des DJKB in Hannover erstellt. 12 international tätige Shotokan-Großmeister – die bekanntesten unter ihnen waren Hideo Ochi, Teruyuki Okazaki und und Hiroshi Shirai – gaben die Trainingseinheiten; mehrere Senseis waren außerdem als Gäste präsent. Eine öffentliche Veranstaltung mit Demonstrationen und einem Turnier war Teil des Programms. Mark Mühlhaus ist professioneller Fotograf und selbst Kampfsportler.
Bernd Schrader: Wege und Abwege Teil 1
Erzählung einer individuellen Expedition im Havelland, mit Céline als Führer und entlang von Eisenbahnschienen
Bernd Schrader: Wege und Abwege, erster Teil
Digitaldruck, August 2022
54 Seiten, mit farbigen Abbildungen
Leseprobe: Wege und Abwege
Die Verbindungsstrecke – Britz-Fürstenberg heißt sie im Streckenplan – hatte allerdings schon vorher eine Existenzberechtigung. Es ging schon Ende des XIX. Jhdts. um eine direkte Linie zwischen dem Königreich Preußen und dem Herzogtum Mecklenburg, und auch Wilhelm II wollte in der Nähe von Joachimsthal am Werbellinsee jagen – und mit der Bahn hinfahren. Die Strecke ist 73 km lang und hat bzw. hatte an ihren beiden Enden Verbindungskurven in nördlicher und in südlicher Richtung. Sie leistete sich nach dem Krieg und bis in die 90er Jahre einen durchgehenden Personenzug von Schwerin nach Frankfurt / Oder mit Kurswagen nach Moskau … ( für russische Militärangehörige ).
Aber in meinen Gedanken bin ich im November 1944 oder in den ersten Januartagen 1945 (da gibt es eine vielleicht noch zu klärende Unstimmigkeit). Und physisch, wie ich gerade diesen Bahndamm entlanglaufe, im August 2019. Es fährt nur noch, gelegentlich, ein Regionalzug zwischen Britz auf der Stettiner Strecke und Templin. Güterzüge braucht es nicht mehr, mangels Industrie. Das bestehende Gewerbe benutzt die Straßen. Die Verbindungskurven auf meiner, westlichen, Seite der Strecke sind abgebaut. Es rollen nur noch Fahrrad-Draisinen zwischen Fürstenberg und Templin – das ist eben die „Erlebnisbahn“, und mit einem solchen Maschinchen will ich nach Hohenlychen.
Bernd Schrader: Wege und Abwege Teil 2
Diskussion von Kriegswirtschaft und Kollaboration zwischen Frankreich und Deutschland im Weltkrieg; technokratische Lenkung der Massengesellschaft; Bedeutung von Schienensystemen
Bernd Schrader: Wege und Abwege, zweiter Teil
Digitaldruck, September 2024
150 Seiten, mit farbigen Archiv-Abbildungen
Leseprobe: Wege und Abwege
4. Entfesselte Gefühle
Dieser, unser heutiger Zug kommt nie zur Ruhe; er hat keine Bremsen und keine Haltepunkte. Célines métro-tout-nerfs öffnet fantastische Wahrnehmungen, die Reisenden werden sich aber nie anmaßen, die beschriebenen und gefühlten Szenarien selbst zu erzeugen. Sie sind in einer Parallelwelt unterwegs, in der sie die reale Welt in ihren monströsen Erscheinungen empfinden können, aber sie werden nicht selbst die Bomben werfen und die Abgründe aufreißen. Die Heutigen tun aber genau das. Wer den heutigen tout-nerfs-Zug von außen sieht, kann zwar den Wahn erkennen, der ihn antreibt oder ausmacht, aber dieses Außen ist kein eigener Standpunkt mehr. Ob der Beobachter will oder nicht, er ist doch mitgerissen in dieser hemmungslosen Bewegung; es gibt keine andere Welt mehr. Die durchdrehende Welt des ungebremsten Zuges der Emotionen erzeugt ihre eigenen Monstren, läßt sie hinter sich, erzeugt neue. Berauscht sich wohl sogar an der eigenen Macht der Erfindung, immer effektiver, immer schneller. Zwar gleichen sich die Szenenbilder zum Verwechseln, aber selbst der Versuch, das festzustellen, wird von der Geschwindigkeit des Wechsels überrollt.
Die Reisenden in Célines métro émotif können jederzeit aussteigen, sie brauchen nur das Buch zu schließen. Einmal von ihm ergriffen, bleiben sie wohl gerne dabei, aber irgendwann erschlafft die Aufmerksamkeit, und irgendwann kommt auch die letzte Seite … Daß diese Ergriffenheit auch Vergnügen bereitet, ist nicht der geringste Unterschied zu dem heutigen unfreiwilligen Spektakel der Nachrichten und der Meinungsmache.