Mikhail Matvejevich Schwarzman

schuf in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts in Moskau ein unabhängiges und sehr eigentümliches, in sich geschlossenes malerisches und grafisches Werk. In künstlerischen Kreisen hoch geschätzt, gehörte er doch keiner Richtung oder Schule an. Er stellte einen sehr hohen Anspruch an seine Kunst und sah seine Bilder eher als Zeugnisse einer Suche nach Erkenntnis und als Offenbarung komplexer, aber sinnvoller Zusammenhänge von Zeichen, für die er den Begriff Hieraturen prägte. Das Bestehen auf einer tatsächlichen Präsenz einer höheren Wirklichkeit, Ausweis eines konsequent religiös denkenden Menschen, verband sich für ihn mit der sehr modernen Gewißheit, an dieser Schöpfung einer neuen Zeit teilzuhaben.

Als Grafiker und Designer anerkannt und Lehrer an öffentlichen Institutionen, konnte sein künstlerisches Werk sich jedoch nur abseits des Kulturschaffens der Sovjetunion entwickeln. Seine eigenen Abgrenzungen gegen jede Art von Vereinnahmungen taten ihr übriges dazu, daß seine Arbeiten einem größeren Publikum unbekannt blieben, was gleichzeitig die Legendenbildung um seine Person beförderte. Mit seiner ersten großen Einzelausstellung 1994 in der Tretjakov-Galerie, als er schon fast 70 Jahre alt war, avancierte er in der öffentlichen Anerkennung aus dem Stand zu einem der wichtigsten russischen Künstler des XX. Jahrhunderts. Die erste Werkschau im Westen fand 2009 im Ludwig-Forum für Internationale Kunst in Aachen statt.

Mikhail Schwarzman wurde am 4. Juni 1926 in Moskau geboren; er starb – ebenfalls in Moskau – am 18. November 1997.